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  • AutorenbildClaudia Bielmeier

Wenn nichts mehr geht – Stillstand überwinden

Aktualisiert: 21. Juli 2022

Es gibt Zeiten in den kommen wir nicht voran. Wir stecken buchstäblich fest.


Fest in einer Beziehung, die sich nicht weiterentwickelt.

Fest in einem Job, bei dem wir trotz Anstrengungen unter unseren Möglichkeiten bleiben.

Fest in der Lebensplanung, weil die Umstände keine Änderungen zulassen.


Wir haben einen Punkt erreicht, an dem es einfach nicht weitergehen mag und wir anscheinend auf der Stelle treten. Den Meisten fällt es schwer diesen zeitweisen Stillstand zu akzeptieren. Kommt ihr Plan ins Stocken, so zweifeln sie an sich selbst und an der Welt.

Dieses Plateau ist ärgerlich, frustrierend und beunruhigend – aber vollkommen normal.

Früher oder später muss dieses Plateau erreicht werden, denn wir entwickeln uns nicht linear und stetig aufwärts. Es wechseln sich Fortschritt und Stillstand miteinander ab.

Wir brauchen diese Pausen um unsere Erfahrungen wirken zu lassen und zur Erholung nach der Anstrengung. Oft sind es gerade diese Zeiten, die uns neue Kraft und neue Ideen spenden um unser Ziel zu erreichen.


Manchmal bemerken wir erst spät, dass wir uns auf einem Plateau befinden und empfinden es auch erst dann als ein Problem. Uns beschleicht das Gefühl, dass da noch mehr gehen müsste. Doch was ist mit den bereits erreichen Errungenschaften?

Diese auf dem Niveau zu halten kann anstrengend sein und wir sehnen uns nach Stabilität und Sicherheit. Normalität ist Herausforderung genug und will nicht leichtsinnig aufgegeben werden. Kleine Plateaus halten wir besser aus, als die wirklich problematischen. Wenn wir das Gefühl haben unter unseren Möglichkeiten zu bleiben, wenn etwas von besonderer Wichtigkeit stagniert oder wir trotz großer Mühen keine Fortschritte sehen.


Zu viel des Guten

Ein Grund für diesen Stillstand auf einem bestimmten Niveau ist die Übersättigung.

Wir haben buchstäblich alles um uns herum satt. Die Vertrautheit zu Menschen, die wir lieben. Zu viel von den liebgewonnenen Gewohnheiten, zu viel des immer Gleichen.


Realität und Risiken falsch bewerten

Durch Studien konnte belegt werden, dass wir nur sehr schlecht Risiken bewerten können.

So fürchten wir uns mehr vor Dingen, die eher Unwahrscheinlich sind wie ein Flugzeug-absturz als die wahrscheinlicheren Risiken wie einen Autounfall. Wir blenden Fakten aus und vertrauen falscher Sicherheitsversprechen.

Wir bringen uns auf Grund unserer psychischen Eigenschaften wie Ängste oder Gier, Blindheit für komplexere Sachverhalte oder auch die Bequemlichkeit kognitiver Anstrengungen auf dieses Plateau und wissen nicht, wie wir dort hingekommen sind.


Entscheidungen vermeiden wollen

Wenn wir Entscheidungen treffen, schließen wir automatisch eine oder mehrere andere Optionen aus. Die Frage, ob die Entscheidung richtig gewesen ist, versuchen wir zu vermeiden.

Wer will schon bereuen, dass er falsch gelegen hat? Doch irgendwann taucht dieses Gefühl doch auf, dass es keine kluge Wahl war und wir uns möglicherweise von irgendwas beeinflussen ließen.

Wir können uns nur schwer vorstellen, was die Kosten sind, wenn wir uns falsch entscheiden gegenüber den möglicherweise besseren Alternativen. Zumal niemand vorhersehen kann, ob die Alternative tatschlich besser gewesen wäre.

Eine Überlegung ist es jedoch allemal wert.


An festgefahrenen Situationen festhalten

Da wir nicht wissen können, ob unsere Entscheidung von Vorteil sein wird und wir die Kosten für eine Fehlentscheidung ignorieren, verharren wir oft unnötig lang in einer festgefahrenen Situation.

Wenn wir einen Verlust, eine Niederlage, einen Misserfolg nicht akzeptieren können, versuchen wir lieber doch noch mal unser Glück.

Wir hoffen, dass das schrottreife Auto nach der Reparatur wieder länger hält und wir uns so nicht für ein Neues entscheiden müssen.

Wir hoffen, dass der Chef uns durch noch mehr Anstrengungen endlich wahrnimmt und respektiert.

Wir hoffen, dass der Partner sich verändert und seine Wutausbrüche unter Kontrolle bringt.


Nicht auffallen wollen

Wir entfalten unser volles Potential nicht, weil wir nicht auffallen wollen und uns so nicht trauen, unseren eigenen Weg zu gehen.

Wir passen uns sozialen Normen an und wollen wie die anderen sein. Eben nicht auffallen, normal sein. Im Mainstream der Gesellschaft seinen Platz haben.

In Studien wurde dieses schwimmen mit dem Strom bestätigt. Wenn wir mit der Gruppe mitgehen, uns einfach anpassen, dann vermeiden wir Widersprüche und Konflikte.


Anfängerglück

Was beim ersten Mal geklappt hat, muss nicht weiterhin klappen. Wir überbewerten die erfolgsbringende Situation und blenden bestimmte Faktoren aus, die zum Erfolg geführt haben, sich aber nicht mehr so einfach wiederholen lassen.


Komfortzone verlassen

Noch frustrierender wird die Situation, wenn wir uns nach dem Motto „Viel hilft viel“ besonders anstrengen und noch mehr erreichen wollen.

Es wird endlos über die Beziehung gesprochen, Überstunden gemacht, Diäten noch strenger verfolgt und nichts scheint gewinnbringend.

Dieser Stillstand lässt sich durch Veränderungen, Abwechslung, Distanz und Pausen überwinden.

Sportler wissen, dass sie sich in ihrer Leistung nur verbessern können, wenn die Trainingsmethoden ausreichend und regelmäßig variiert werden.

Auch aus der Gedächtnisforschung wissen wir, dass wir besser lernen können, wenn wir den Stoff allmählich und in Zeitintervallen lernen.


Wenn wir beim Lernen ein gewisses Niveau erreicht haben, hilft es jeden neuen Schritt anders als die bisherigen Lernmethoden zu gestalten. Dies kann u.a. durch Coaches und Trainer erreicht werden, die durch Beobachtung ein Feedback zur Veränderung geben können.

 

Der Weg raus aus dem Stillstand

Es hat sich in zahlreichen Studien herauskristallisiert, dass ein Wechsel zwischen Tagträumen vom Erfolg und den realistischen Schritten wirkungsvoll im Erreichen von Zielen ist – egal ob das Erlernen einer Sprache, die erfolgreiche Gewichtsabnahme oder die bestandene Prüfung.


Wenn wir unser Ziel attraktiv und möglichst lebhaft vor Augen haben, erkennen wir die Notwendigkeit etwas Konkretes zu tun. Wenn ich also den neuen Job bekomme, in dem es mir merklich bessergeht, bin ich bereit eine Fortbildung zu machen und meine Freizeit dafür zu investieren.


Dabei hilft es die einzelnen Schritte zu reflektieren, detailliert und realistisch zu durchdenken.

Was ist Erfolg für mich?
Woran erkenne ich, dass ich mein Ziel erreicht habe?
Was hindert mich daran, mein Ziel zu erreichen?
Welche Schritte muss ich tun um die Hindernisse abzubauen?

Wer auf einem Plateau hängen geblieben ist, sollte sich fragen, was er schon geschafft hat und wie weit es noch zum Ziel ist. Um einen Stillstand überwinden zu können, reicht ein vages Gefühl nicht aus um sich selbst zu motivieren.


Oftmals führen die eigenen Verhaltensweisen mit bestimmten Schwächen, Disziplinlosigkeit oder Fehlern zu einem Status quo auf unserem Weg.

Nicht nein sagen können, zu viel Zeit am Handy verschwenden, mit zu viel Impulsivität Chancen verbauen – Wenn wir diese Eigenschaften überwinden, können wir auch Stillstand überwinden.

Gelingt es und die störende und hindernde Gewohnheit durch ein produktives Verhalten zu ersetzen, sind wir erfolgreicher, als unterdrücken wir bestimmtes Verhalten einfach nur.

„Ja, mach ich“, lässt sich ersetzen durch „Muss ich erstmal drüber nachdenken“, um sich so mehr Zeit zu verschaffen und die Aufgabe mit den eigenen Zielen in Einklang bringen zu können.


Neben dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten das Ziel zu erreichen und dem Gefühl

„Ich schaffe das!“ ist es ebenso wichtig an die eigene Lernbereitschaft zu glauben.

Nicht von Anfang an stehen uns die Ressourcen und Kapazitäten zur Verfügung ein Ziel zu erreichen. Es gilt nicht zu beweisen, dass wir intelligent und begabt genug sind, dass Ziel zu erreichen. Vielmehr die Einstellung, dass wir uns selbst verändern und dazulernen müssen, ist die beste Voraussetzung für Fortschritte.


Niemand ist perfekt! Jedenfalls nicht gleich :-)

Claudia Bielmeier | systemische Beratung | Brett vorm Herz - Beratung für Körper & Gefühl | Passau
Claudia Bielmeier | systemische Beratung | Brett vorm Herz - Beratung für Körper & Gefühl | Passau

Quelle:

Gordon B. Moskowitz und Heidi Grant: The psychology of goals. Guilford Press, New York 2009

Bob Sullivan und Hugh Thompson: The plateau effect. Getting from stuck to success. Dutton, New York 2013

Minjung Koo und Ayelet Fishbach: Dynamic of selfregulation: How (unaccomplished goal actions affect motivation. Journal of Personality and Social Psychology, 94/2, 2008, S. 183-195


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