Claudia Bielmeier
Von Studien lernen heißt vom Verhalten anderer profitieren
Aktualisiert: 8. Juni 2022
1. Warum ich mehr verdienen will als ich wirklich brauche.
Wenn sich uns die Gelegenheit bietet mehr verdienen zu können, klingt das verlockend und nur allzu verständlich, wenn wir das Angebot annehmen. Oftmals besitzen wir jedoch jetzt schon mehr, als wir zum Leben brauchen.
Warum wir immer mehr wollen, haben Verhaltensforscher an der University of Chicago mit Experimenten bestätigt. Die Aufgabe in diesem Experiment bestand darin, sich selbst glücklich zu machen.
Ergebnis: Wenn wir die Gelegenheit haben mehr zu verdienen als wir benötigen oder verbrauchen, dann tun wir das oftmals auch. Wir hinterfragen selten, ob das, was wir tun auch einen Sinn ergibt.
Wir hören auch nicht auf, obwohl wir wissen, dass wir genug haben. Wir arbeiten immer mehr, obwohl wir durch den höheren Verdienst weniger arbeiten und mehr Freizeit haben könnten.
Und obwohl uns der Verzicht auf Freizeit unglücklich macht, arbeiten wir weiter um immer mehr zu verdienen und wir letztlich auch verbrauchen können. Denn wir haben schlichtweg keine Zeit das Geld für Kino, Essen gehen oder Hobbies auszugeben.
Schalten wir unseren Verstand aus um uns durch stupides Anhäufen von Geld einen Vorteil anderen gegenüber zu verschaffen?
Ignorieren und nehmen wir die Nachteile in Kauf bis wir erschöpft und ausgebrannt sind aber unser Konto ein dickes Plus aufweist?
Immer mehr verdienen zu wollen passt anscheined nicht zu Freizeit haben und Lebensqualität genießen.
Quelle: Christopher Hsee, Jiao Zhan, Cindy Cai, Shirley Zhang: Overearning. Psychological Science, 24/6, 2013, 852-859
2. Mit einem aufgeräumten Schreibtisch lebt es sich gesünder aber langweiliger
Unser Gehirn liebt Ordnung, Regeln und Traditionen. Ein aufgeräumter Schreibtisch fühlt sich gut für uns gut an.
Aber es soll ja auch Menschen geben, die zu Unordnung und Chaos neigen. Ganze Kulturen handeln gegen Regeln, leben in Unordnung, pflegen lieber ein unkonventionelles Dasein. Und das tun sie erfolgreich.
Wissenschaftler der University of Minnesota haben in einem Versuch herausgefunden, dass Menschen, die sich in einem sauberen Büro mit einem aufgeräumten Schreibtisch befinden, gesünder ernähren und großzügiger gegenüber ihren Mitmenschen sind, indem Sie mehr Geld spendeten.
Kreative Ideen weckt solch ein Arbeitsplatz aber anscheinend kaum. Innovative Menschen sitzen an einem chaotischen Schreibtisch, in einem unaufgeräumten Arbeitszimmer.
Die unschöne, unaufgeräumte Umgebung verhilft laut diesem Experiment, sich für neue Dinge zu entscheiden statt zum Althergebrachten zu greifen.
Für was entscheide ich mich? Einen Apfel und langweilige Monotonie oder Schokolade und kreative Innovationen?
Quelle: Kathleen D. Vohs u.a.: Physical order produces healthy choices, generosity, and conventionality, whereas disorder produces creativity. Psychological Science, online vor print, 2013.
3. Gefühle sind nicht an Kilometer gebunden
Teilweise fällt es uns schon schwer den Kontakt zu Menschen aufrecht zu erhalten, die in unserer Nähe wohnen. Wie schaffen es dann Paare in einer Fernbeziehung, dass Gefühle und Vertrauen die Distanz überleben?
Es ist die besondere Art der Kommunikation. Amerikanisch-chinesische Forscher werteten die Interaktionen zwischen Paaren in Fern- und normalen Beziehungen aus.
Wenn wir uns auf Grund der Distanz nicht verpflichtet fühlen müssen, persönliche Gefühle und Gedanken zu offenbaren, dann teilen wir sie gerade deswegen mit dem Partner am anderen Ende der Welt. Die Kommunikation nimmt einen besonderen Stellenwert ein, ihr wird eine viel größere Bedeutung zugemessen. Beide Partner wissen um die Wichtigkeit der Kommunikation für ihre Beziehung. Dieser Weg sich seinem Partner zu offenbaren, führt zu einer hohen Intimität und Zufriedenheit.
Nicht immer sagt ein Blick mehr als tausend Worte. Manchmal sind tausend Worte nötig, um den anderen zu erblicken.
Quelle: Crystal Jiang, Jeffrey hancock: Abscence makes the communication grow fonder: Geographic seperation, interpersonal media, and intimacy in dating relationships. Journal of Communication, 63/3, 2013, 556-577
4. Was ich meine, wenn ich streite und was ich eigentlich damit sagen will
Wenn wir streiten, dann mit tausend Worten, die oftmals das Gleiche meinen. Trotzdem versteht mein gegenüber nicht, was wir von ihm wollen. Wir wollen, dass der andere sein Verhalten ändert!
Amerikanische Psychologen der Baylor University haben herausgefunden, welche Probleme hinter Paarstreitigkeiten stecken.
Hinter den Streitigkeiten steckt oft das Problem sich vom Partner bedroht oder vernachlässigt zu fühlen. Nur sind wir uns dessen oftmals nicht bewusst. Und wenn ich mir meiner eigenen Gefühle nicht sicher bin, kann ich nicht klar und deutlich sagen, was ich vom anderen erwarte und mir wünsche. So führt kein Streit zum gewünschten Ziel.
Mit dieser Art von Streit greife ich den anderen an, setzte ihn nur Druck und verhalte mich feindselig.
Erst über die eigenen Gefühle im Klaren sein und dann miteinander über die Gefühle reden.
Quelle: Keith Sanford, Kristin Wolfe: What married couples want from each other during conflicts. Journal of Social and Clinical Psychology, 32/6, 2013, 674-699
5. Auch Geschirr spülen kann Liebe bedeuten.
Männer und Frauen drücken ihre Liebe zueinander oft auf unterschiedliche Art und Weise aus.
Wenn ein Mann eine Frau liebt, zeigt er das unter Umständen nur auf eine indirekte Art und nicht unbedingt in überschwänglichen Worten und Gesten.
Amerikanische Psychologen fanden in einer Studie deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen und der Art wie sie ihre Zuneigung füreinander ausdrücken, heraus. Zwar empfinden Männer und Frauen gleich starke Gefühle für ihren Partner, Frauen sorgen aber vor allem für eine warme, emotionale Atmosphäre in der Beziehung. Sie äußern häufiger ihre Gefühle, machen Komplimente, zeigen Interesse am Partner und bemühen sich den Partner nicht zu kritisieren und mit unangenehmen Verhaltensweisen zu verärgern.
Männer hingegen verbringen lieber Zeit mit der Partnerin statt große Worte und Gesten zu äußern. Gemeinsame Unternehmungen und im Haushalt helfen um möglichst viel Zeit zusammen zu verbringen. Ein Mann der seine Frau liebt, initiiert öfter Sex als eine Frau das wiederum tut.
Es wird von den Wissenschaftlern vermutet, dass Liebe und Sexualität für Männer stärker zusammengehört, als es das für Frauen tut. Trotz großer Gefühle für den Mann ergreifen Frau doch seltener als ihre Partner die Initiative beim Sex.
Die Studie zeigt auf, dass Männer zwar insgesamt mehr und verschiedenartigere Arten zum Ausdruck ihrer Liebe verwenden, diese jedoch seltener von den Frauen als solches verstanden werden.
Sie müssen erst von ihnen als solches wahrgenommen und verstanden werden.
Quelle: Elizabeth Schoenfeld u.a.: Do men and women show love differently in marrige? Personality Social Psychologiy Bulletin, 38/1, 2012, 1396-1409
