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  • AutorenbildClaudia Bielmeier

Sich selbst ein Bein stellen – Warum wir uns gern im Wege stehen

Aktualisiert: 8. Juni 2022

Wenn wir uns selbst durch unser eigenes Verhalten im Wege stehen, gar unsere Wünsche und Ziele am Gelingen hindern, nennt man das in der Psychologie Selbstsabotage.

So schaffen wir es immer wieder uns äußerst unklug zu verhalten. Wir löschen eine wichtige Datei, schlagen eine bessere Position im Job aus oder treiben den neuen Partner mit Streitigkeiten und Nörgeleien in die Flucht.

Eine Stunde, eine Woche oder ein Jahr später kommt das bittere Erwachen und die Frage, was da wohl bloß in einen gefahren ist. Wie man sich so verhalten konnte.

Gern nehmen wir an, dass unser Verhalten rational und konstruktiv sei. Doch das ist es nicht. Wir sabotieren uns häufig und schaden uns in verschiedenen Situationen selbst.

Da wir dieser Verhaltensweise nicht ganz aus dem Weg gehen können, ist es wichtig zu verstehen, warum wir uns in manchen Situationen offensichtlich oder auch verdeckt selbstschädigend verhalten.

Es gibt verschiedene Mechanismen der Selbstsabotage, aber auch verschiedene Wege sich dem zu stellen und einen vernünftigen Umgang damit zu lernen.


1. Die äußeren Umstände – self handicapping


Gerade in besonders wichtigen Situationen, wie Prüfungen, in denen Ergebnisse erwartet werden oder man besonders gut dastehen möchte, gelingt es einem nicht Wissen abzurufen und man vermasselt alles.

Man baut sich selbst Hindernisse auf, um das eigene Ziel nicht erreichen zu können. Auch wenn dieses Verhalten abwegig erscheint, so schützt es das eigene Selbstwertgefühl. In zahlreichen Studien konnte belegt werden, dass es bei diesem Verhalten darum geht, den eigenen Misserfolg mit den äußeren Umständen in Verbindung zu setzen, als verantwortlich zu sehen und sich so selbst zu schützen. Wenn die Prüfung schiefgelaufen ist, kann man sagen, dass man eh nicht gelernt oder zu lang gefeiert hat. Ich kann mein eigenes Versagen auf die Umstände schieben.

Menschen, die sich so verhalten, sehen Erfolge häufig als zufällig an und bewerten Misserfolge als komplette Niederlage für die eigene Person.

Diese Personen sind häufig leistungsorientiert, fragen sich, wie sie wohl abschneiden werden, wie sie bei anderen Menschen dastehen oder ob die anderen mit der Aufgabe besser zurechtkommen.

Konkurrenz und Bewertung sind wichtige Themen und steigern den eigenen Druck auf den Selbstwert.

Wenn das selbst gebaute Hindernis gelingt, schafft es Erleichterung und lindert den eigenen Erfolgsdruck – auch wenn nur kurzfristig. Langfristig leiden die Personen unter schlechteren Leistungen und ausbleibenden Erfolgen.


Der Weg zur Veränderung führt über das Selbstwertgefühl. Wer sich selbst vor Augen hält, was er gut kann und ihm bereits gelungen ist, mindert den Erfolgsdruck in Leistungssituationen. 

2. Nicht zeigen, was man kann – underachievement


Es gibt Menschen, die mit ihrem Verhalten und ihrem Handeln, weit unter ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten bleiben.

Sie gehen nicht den Herausforderungen nach, die ihrem Können, ihrem Talent und ihrem Leistungsniveau entsprechen. Entweder sie haben keine Ziele oder unerreichbar hohe Ziele an den sie zwangsläufig nur scheitern können.

Dieses selbst begrenzende Verhalten und das Treffen von Fehlentscheidungen gehen einher mit dem Selbstwertschutz dieser Person.

Aus Angst Fehler zu machen oder zu scheitern, setzt man sich keine oder zu hohe Ziele und vermeidet so, die eigene Leistung auf einem realistischen Niveau messbar zu machen.

Chancen werden vergeben, das eigene Leben aktiv anzugehen. Es stellt sich das Gefühl ein, nicht selbstwirksam zu sein. Wir brauchen aber das Gefühl der Selbstwirksamkeit, um ein zufriedenes Lebensgefühl zu haben.

Mit diesem Verhalten geht man aus dem Weg, dass eine Niederlage tatsächlich den Selbstwert treffen könnte.


Um dieses Verhalten entgegenzuwirken, ist es wichtig den Selbstwert zu stabilisieren und sich nicht an übermäßigen Leistungs- oder Konkurrenzdruck zu orientieren. 
Es ist wichtig persönliche Ziele zu formulieren, die zu den eigenen Fähigkeiten, Talenten und Interessen passen. Genauso wichtig ist es, diese Ziele dann auch konkret zu verfolgen. Manchmal ist es eine Neuausrichtung der beruflichen sowie privaten Ziele und die Erkenntnis, dass es sich lohnt, sich für diese einzusetzen. 

3. An sich zweifeln – impostor syndrom


Obwohl diese Personen beste Ergebnisse liefern und dafür auch Anerkennung und Respekt von außen erhalten, sind sie selbst nicht von sich überzeugt und zweifeln nicht nur an Ihrem Können, sondern stellen es oft regelrecht infrage.

Wenn sie in beruflichen Situationen aufgestiegen sind, führen sie das nicht auf Ihre Leistung zurück, sondern auf Zufälle, Glück oder andere Umstände.


Damit ihre vermeintliche Unfähigkeit nicht auffliegt, nutzen sie ihren Perfektionismus, um jegliche Fehler zu vermeiden.


In Begegnungen mit anderen Menschen erleben sie oft Angst und Unsicherheit, was wiederum subjektiven Stress auslöst.

Diese emotionale Belastung steht diesen Menschen irgendwann im Weg: Sie lehnen einen beruflichen Aufstieg ab, verhandeln keine besseren Gehälter, übernehmen keine Führungsverantwortung, wollen keine Projekte, bei denen sie Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Ihre Ängste lähmen sie. Es findet keine positive Entwicklung mehr statt, stattdessen verharren sie in der Lebenssituation.


Es ist wichtig, mit der Angst vor Fehlern und der sozialen Unsicherheit umgehen zu lernen. Die Rückmeldungen von außen sollten objektiv wahrgenommen und nicht abgewertet werden. Eigene Erfolge sollten benannt werden und was dafür im Einzelnen unternommen wurde. Bewusstmachen, dass die eigene Leistung ursächlich für den Erfolg war. So steigt das Gefühl der Selbstwirksamkeit. 

4. Einfluss der Familie


Manchmal sind es Schicksalsschläge in den Familien oder auch Aufträge, die unbewusst von Generation zu Generation weitergeben werden.

So gelingt es manchen Menschen nicht in erfüllten Beziehungen zu leben, weil sie dies selbst nie erlebt haben. Oder sie sabotieren schöne Momente im Leben, weil sie aufgrund eines tragischen Familienschicksals das Gefühl haben, nicht glücklich sein zu dürfen.


Wichtig ist sich diese unbewussten Muster bewusst zu werden und zu hinterfragen, ob diese Loyalität zur Familiengeschichte wirklich nötig ist. Darf man wirklich nicht glücklicher sein als ein anderes Familienmitglied? Muss man wirklich hinter dem vermeintlich benachteiligten Geschwisterkind auf einen beruflichen Erfolg verzichten?  Muss man die Geschichte der unglücklichen Liebe der Eltern wiederholen?

5. Widersprüche ausblenden


Es fällt uns schwer auszuhalten, wenn wir zwei gegensätzliche Möglichkeiten in einer Situation erleben. Ich möchte abnehmen, habe aber Lust auf Torte. Wir müssen uns zwischen kurzfristiger Lust oder langfristigem Ziel entscheiden. Sobald wir uns für eine Situation entscheiden müssen, sabotieren wir die andere Möglichkeit. Wir wollen uns anderen mehr öffnen und Schwächen eingestehen, aber glauben stark sein zu müssen. Der Wunsch sein eigenes Verhalten ändern zu wollen steht in Widerspruch mit dem bisherigen Verhalten.


Diese Gegensätze im Alltag wahrzunehmen, eröffnet die Möglichkeit sich bewusst für oder gegen eine Situation oder ein Verhalten zu entscheiden und schafft aktive Handlungsmöglichkeiten und neues Entwicklungspotential.


Claudia Bielmeier | systemische Beratung | Brett vorm Herz - Beratung für Körper & Gefühl | Passau
Claudia Bielmeier | systemische Beratung | Brett vorm Herz - Beratung für Körper & Gefühl | Passau


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